Wenn intra- oder interprofessionelle Teams den Prozess einer gemeinsamen ethischen Entscheidungsfindung durchlaufen, dann handelt es sich hierbei um eine soziale Situation, in der verschiedene sozialpsychologische Effekte wirksam werden können. Solche Effekte hemmen den potentiellen Mehrwert der unterschiedlichen Sichtweisen einer Gruppe, denn sie führen zu einseitigen Entscheidungen und blockieren eine gemeinsame kritische Reflexion. Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb solche Effekte eintreten: Menschen mögen es beispielsweise mit Anderen gleicher Meinung zu sein, akzeptiert zu werden oder sind tendenziell wenig veränderungsfreudig.
Für den Umgang mit solchen Effekten ist es in einem ersten Schritt wichtig, diese überhaupt zu kennen und im praktischen Alltag zu erkennen. In einem zweiten Schritt kann nach kreativen Möglichkeiten gesucht werden, um deren Wirkung abzuschwächen oder gar ganz zu umgehen.
Beim Konformitätsdruck handelt es sich um einen bekannten Effekt des sozialen Einflusses: Menschen passen sich in ihrer Meinung auch dann einer (kleinen) Mehrheit an, wenn deren Aussage offensichtlich falsch ist. Bekannt ist dieser Effekt auch unter dem Titel Majoritätenparadigma. Das bedeutsamste Experiment dazu stammt von Solomon Asch (1951). Es gibt diverse Faktoren, die diesen Effekt abschwächen, beispielsweise die Anwesenheit einer gleichdenkenden Person oder eine anonyme Urteilsabgabe.
Gruppendenken/Group Think bezeichnet den Effekt, bei dem ähnlich denkende Gruppenmitglieder nach Einstimmigkeit streben und aufgrund von damit einhergehendem unzureichendem Informationsaustausch zu schlechten und mancherorts folgeschweren Entscheidungen gelangen.
Bekannt wurde dieser Effekt erstmals durch Janis (1982), der Entscheidungsfindungsprozesse zahlreicher renommierter US-Politiker untersuchte, allen voran bei der Invasion in der Schweinebucht/Kuba (1961). Faktoren wie eine hohe Gruppenkohäsion sowie Abschottung der Gruppe begünstigen diesen Effekt. Der bewusste Einsatz einer Gegenrede (Advocatus Diaboli) kann diesem jedoch entgegenwirken.
Dieser Effekt meint die systematische kognitive Verzerrung, bei der Menschen sich in Entscheidungssituationen überdurchschnittlich häufig für den aktuellen Zustand, den Status Quo, entscheiden. Begründet wird dieser Effekt mit einer Kombination aus Verlustaversion (Vermeidung von Verlust) und Besitztumseffekt (ein Gut, das besitzt wird, erscheint wertvoller). Der Effekt wurde von den Verhaltensökonomik-Professoren Kahneman, Knetsch und Thaler untersucht (1991). Wie beim Gruppendenken/Group Think ist es hilfreich den Effekt zu kennen und sich bei ethischen Entscheidungsfindungen bewusst zu sein, dass wir Gewohntes eher höher gewichten als Neues.